Der "Eiserne Heinrich"
In Unkel lebte ein Künstler, den die Unkeler als „Eisernen Heinrich“ kannten und bewunderten. Der 2010 verstorbene Heinrich Esser wäre vor wenigen Monaten 100 Jahre alt geworden.
Schon früh zeigte sich seine künstlerische Begabung, nachdem er als Soldat unversehrt aus dem zweiten Weltkrieg zurückgekehrt war. Er arbeitete als Bürokaufmann im technischen Büro einer Gießerei.
In seiner Freizeit malte und zeichnete er. Aber auch der vielseitige Metallguß faszinierte ihn und er ließ sich nebenher in Lehrgängen zum Former ausbilden.
Nach erfolgreichem Abschluß arbeitete er als Formenmeister in Gießereien, ab 1963 bei der Beueler Eisengießerei Franz Rübenach.
Metallgegenstände die als vermeintlich wertlos auf Schrottplätzen gelandet waren, wurden dort eingeschmolzen und im Metallgussverfahren wieder zu neuen Gegenständen geformt.
Heinrich Esser fand zwischen dem Schrott immer wieder Stücke, wie z.B. gusseiserne Ofenplatten, die seine künstlerische Inspiration anregten.
Seine Sammelleidenschaft war geweckt und sein Chef hatte nichts dagegen, dass er interessante Teile an sich nahm.
Esser beschränkte sich aber nicht auf das Sammeln sondern begann, selbst kleine Kunstwerke zu entwerfen, zu modellieren und in Eisen, Aluminium oder Blei zu gießen.
Seine Kunstfertigkeit sprach sich herum und er erhielt Aufträge, so z.B. für die Karnevalsorden der KG „Ramersdorfer Junge“. Durch die Erfolge ermutigt wagte er sich in den 1980er Jahren an die Schaffung großer Eisengusswerke.
Die Alte Kölner KG „Schnüsse Tring“ 1901 e.V. sponserte einen Brunnen und Heinrich Esser schuf 1982 die Gestalt der berühmtesten Dienstmagd Kölns im 19. Jahrhundert, der „Schnüsse Tring“ in Köln-Ossendorf.
1987 entstand die „Jakob-Müller-Pferdetränke" in Oberkassel vor der Sparkasse in Erinnerung an einen Trogbrunnen, der bis 1930 am Marktplatz gestanden hatte.
1988 folgte der Stockbrunnen der „Bottermelechsjonge“ auf dem Dorfplatz in Vilich-Müldorf. Die Karnevalisten ließen den von Heinrich Esser gestalteten Brunnen auf einem dafür angelegten Platz aufstellen.
Im Rahmen der 2000-Jahr-Feier der Stadt Bonn ließ der Heimat- und Geschichtsverein Beuel am Konrad-Adenauer-Platz 1988 eine Pferdetränke am historischen Standort aufstellen, wo früher die Pferdegespanne auf dem Weg zur Jutespinnerei Halt machten. Heinrich Esser hat sich mit diesem Kunstwerk in Beuel verewigt. Leider wurde die Pferdetränke kürzlich demontiert, soll aber an anderer Stelle wieder aufgebaut werden.
1986 ging Heinrich Esser in Rente und benötigte einen neuen Unterbringungsort für seine umfangreiche Sammlung. Den fand er in Unkel, wo im Park des Henkel-Grundstücks schon länger das ehemalige Kutscher- und Pförtnerhaus mit der großen Wagenremise leer stand.
1997 zog Heinrich Esser mit seiner Ehefrau Rosemarie endgültig nach Unkel, nachdem er den Gebäudekomplex gründlich renoviert und ausgebaut hatte. Gerne präsentierte er seine Sammlung und führte den interessierten Besuchern vor, wie mit Hilfe von Sand, Feuer und Metall in der Form ein Kunstwerk entsteht.
Viele seiner Sammlerstücke sind nach seinem Tod in andere Hände übergegangen. Ein Prunkstück jedoch hat das Stadtarchiv Unkel von Heinrich Essers Tochter Dorit Reis zum Geschenk erhalten: eine
Schreibmaschine „Edelmann Typenwriter“ von 1897.
Bildergalerie - Kunstwerke von Heinrich Esser