"Vergangene Zeiten auf dem Unteren Markt..."
Bis zu seiner Umbenennung in „Willy-Brandt-Platz“ war er für die Unkeler der „Untere Markt“. Hier fanden in früheren Zeiten Jahrmärkte statt. Im 20. Jahrhundert feierte man hier Feste.
Junggesellen stellen hier traditionell den Unkeler Maibaum auf.
Als der Verkehr noch durch die Innenstadt floss diente der Untere Markt jedoch auch als Parkplatz. Dafür mussten die charakteristischen Bäume bis auf einen weichen.
Der Platz wurde geprägt durch stattliche Gebäude.
Im Westen zog die Kreissparkassenfiliale in dem ehemaligen Gasthof und Bäckerei Hildebrand die Blicke auf sich.
Hier endete traditionell die Fronleichnamsprozession und hier stand früher beim Wein- und Heimatfest der Weinbrunnen, an dem die Junggesellinnen den Wein
ausschänkten.
Hotel und Gasthof „Unkeler Hof“ beherrschte die Nordseite des Platzes. Das historische Weingut gehörte seit 1694 dem Ursulinenkloster in Köln. Unter französischer Herrschaft wurde die Ursulinen 1803 enteignet. Der Name „Ursulinenhof“ ist jedoch unvergessen geblieben. Mitte des 19. Jahrhunderts wandelte Johann Josef Clasen das Anwesen in einen Gasthof um. Nach dem 1. Weltkrieg entwickelte sich die Gaststätte unter Christian Stuch zu einem Hotel-Restaurant. In dem großen Saal mit 150 Sitzplätzen fanden viele Veranstaltungen der Vereine und auch Theateraufführungen statt. Der Nachfolger Heinrich Wallmeyer ließ die schöne Fachwerkfassade freilegen.
Zwischen 1949 und 1971 konnten die Unkeler in dem zum Kino „Freiliigrath-Lichtspiele“ umgewandelten Saal die neuesten Filme anschauen.
Fritz und Johanna Knapheide waren noch jahrelang die letzten Gastronomen des „Unkeler Hofs“. Das nun restaurierte Gebäude soll
Wohnzwecken dienen.
In den Häusern auf der Ostseite des Marktplatzes konnten die Unkeler Waren des täglichen Bedarfs einkaufen. In dem ehemaligen jüdischen Handelshaus Nr. 42 war ein Kolonialwarenladen und eine Drogerie. Wo heute das Ehepaar Reupke ihr Café betreibt war schon im 19. Jahrhundert eine Bäckerei und auf der Ecke zur Freiligrathstraße gab es mindestens seit ca. 1750 eine Metzgerei.
Der Kontrapunkt zum „Ursulinenhof“ war schon sehr lange der Gasthof „Zur Löwenburg“ auf der Südseite des Platzes.
Seit wie lange weiß man nicht. Der ursprüngliche „Gasthof Euskirchen“ wird bereits 1839 vom Dichter Ferdinand Freiligrath lobend erwähnt. Dort hat er mit seinen Freunden fröhlich gezecht. Die angesehene Bürgermeister- und Schöffenfamilie Euskirchen ist bis in das 17. Jahrhundert zurückzuverfolgen. 1895 wurde hier der „Unkeler Winzerverein“ gegründet. Der Gastwirt Engelbert Euskirchen nannte die „Löwenburg“ um in „Unkeler Winzerverein".
In den Jahren 1903 bis 1905 erweiterte er den Betrieb durch Neubauten nach rechts und links und einen rückwärtigen Saal für 500 Gäste sowie einem angrenzenden Park zum „Graben“ hin. Fortan fanden hier fast alle großen Feste und Versammlungen statt.
1948 erfolgte die Rückbenennung in „Zur Löwenburg“ statt. In den folgenden Jahrzehnten spielte die „Löwenburg“ während des boomenden Tourismus eine wichtige Rolle.
Erst mit der Übernahme durch Klaus Horstmann 1971 begann der Niedergang. 1980 brannte der Saal ab. Der Gasthof geriet mehr und mehr in Verruf und musste schließen.
Nach der Übernahme der verrotteten Ruine durch die Stadt Unkel 2017 blieb nur der Abriss.
Ein Neubau steht in den Sternen.