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Siebzehnter Blog - Mai 2025

"Der Schandfleck von Unkel", das ehemalige Hotel "Zur Löwenburg"...


Das Hotel "Zur Löwenburg" in alter Pracht - 1960
Das Hotel "Zur Löwenburg" in alter Pracht - 1960

 

Am „Willy-Brandt-Platz“ in Unkel klafft seit 2019 eine große Lücke. Bevor es soweit gekommen war, stand dort jahrzehntelang der „Schandfleck von Unkel“, das ehemalige Hotel „Zur Löwenburg“.

 

Unser 2008 verstorbener Ehrenbürger Leonhard Reinirkens hat sich seinerzeit darüber in seiner unverwechselbaren Art von sarkastischem Humor seine Gedanken gemacht. In einem Leserbrief an den „Bonner Generalanzeiger“ schrieb er:

 

„Es ist jetzt ein Jahr her, da erschien in dem Generalanzeiger ein ausführlicher Artikel mit der Überschrift: Der „Schandfleck“ Löwenburg wird abgerissen. Es war ein Irrtum.

 

Die ehemalige Gastwirtschaft und das zugehörige Hotel mitten im Zentrum Unkels am „Unteren Markt“ stehen immer noch, vergammelter denn je, ein „Schandfleck für den einstmals so schönen Ort. Daneben in der Freiligrathstraße verkommt das Roos´sche Fachwerkhaus, am südlichen Ausgang des Marktes bietet auch das frühere Mies´sche Haus keinen erfreulichen Anblick.

 

All diese Baulichkeiten haben denselben Besitzer, eben jenen „Hotelier“, der auch seine „Löwenburg“ verkommen lässt. Jahrzehnte lang dienten diese Häuser zur Unterkunft für polnische Staatsangehörige, die mit Touristenausweis in der Umgebung allem anderen als touristischen Vergnügungen nachgingen. Selbst im ausgedehnten Garten zur Straße „Am Graben“ hin hausten zeitweise diese armen Kerle in Erdlöchern, bis die Polizei endlich einschritt. – Und alle zahlten tüchtig für ihre Zimmer im „Hotel“ Löwenburg. Auch heute sieht man noch manchmal einen solchen Gast aus der seitlichen Tür huschen.

 

Blickt man in das große Fenster des ehemaligen Frühstückraums, dann biete sich ein befremdliches Bild: Hier hat der „Hotelier“ eine chaotische Ausstellung von Sperrmüll durcheinandergeworfen. Man hat den Eindruck, er provoziert. Aber wen wollte er schon provozieren? Die Unkeler Bevölkerung? Die ist von rheinischer Gelassenheit.  -  Neulich hörte man aus dem düsteren Inneren Sägen und Hämmern. Zwei Unkeler blieben stehen und sahen hoch. „Der renoviert, sage ich dir! Der macht im Herbst wieder auf!“
Der andere: „Das ist total unmöglich. In den Saustall kriegt der doch keinen vernünftigen Menschen mehr rein!  -  Und Genehmigung, die kriegt er auch nicht mehr.“
Der erste: „Oh, der muss Verbindungen haben!“
Der zweite: „Ach was!  -  Ich nehme folgendes an:  Dreimal hat es gebrannt in der Löwenburg. Das erste Mal, da war der Saal weg. Den hat der Kerl auch nicht gebraucht; keine Tragödie. Das zweite und dritte Mal, das war innen; naja, also gute Anstreicher sind die Polen meistens. – Ich denke mir, irgendwann brennt der ganze Kasten; und – so Gott will – sorgt unsere Feuerwehr, dass nicht ganz Unkel Feuer fängt.“
Der erste: „Er soll mal gesagt haben: „Aus Unkel kriegt mich keiner raus!“  -  das war damals, als die Junggesellen ihm die Karre Mist vor die Tür gekippt haben.  Naja, vielleicht kriegt er die Unkeler aus Unkel raus und er regiert weiter hier.“
Und wie die friedlichen Unkeler so sind:  die beiden lachten und gingen weiter.
Viele gehen vorüber - allerdings ohne zu lachen -  und wenden den Blick ab, offenbar auch Herr Dr. Lahr, der Leiter der Unteren Denkmalbehörde.“

 

 

Leonhard Reinirkens, Ehrenbürger von Unkel.

 

Bei einer Angabe irrte Reinirkens: der erste Brand war, noch bevor 1980 der große Saal abgebrannt ist, 1979 ein Kellerbrand. Die kleine Tochter einer Angestellten hatte mit einer offenen Kerze einen Brand im Kellergeschoß ausgelöst. Die Feuerwehr war schnell da, konnte aber den Brandherd nicht erreichen, da der Keller von Eigentümer Klaus Horstmann mit brennbarem Zeug total zugemüllt war. Ein Atemschutz-Gerätewagen aus Neustadt/Wied musste kommen, alle umliegenden Feuerwehren halfen mit 53 Wehrleuten und erst nach 10 Stunden war der Einsatz beendet.

 

 

Unserem verehrten Freund Leonhard Reinirkens ist zu gönnen, dass er den Abriß nicht mehr erleben musste.


Hier die traurige Geschichte in Bildern:

1960 - 1970   (in alter Pracht)

Löwenburg - um 1960
Löwenburg - um 1960
Löwenburg - Saal
Löwenburg - Saal
Löwenburg - Theke
Löwenburg - Theke
Weinfest - 1970
Weinfest - 1970

2014    (schon reichlich heruntergekommen)

Löwenburg - 2014
Löwenburg - 2014
Löwenburg - 2014
Löwenburg - 2014

2018   (Löwenburg Ruine nochmals als Kunstobjekt genutzt)

2019   (vor dem Abriss - ein Blick hinter die Kulissen)

Löwenburg Hofseite 2019
Löwenburg Hofseite 2019
Löwenburg Rückseite 2019
Löwenburg Rückseite 2019
Bulgarenhöhle
Bulgarenhöhle
Hofdekoration
Hofdekoration

März 2019   (endlich der Abriss der Löwenburg Ruine)

Der Abriss kann beginnen...
Der Abriss kann beginnen...
Abriss der Dachwohnung
Abriss der Dachwohnung
...nur noch Schutt und Asche
...nur noch Schutt und Asche

"Die Löwenburg ist Geschichte !!!"
"Die Löwenburg ist Geschichte !!!"